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Besuch beim
Deutschen Wetterdienst in Schleswig


Anfang 2008 sah ich mir die Diagramme der Radiosondenaufstiege genauer an. Daher wollte ich auch einmal so einen aufsteigenden Ballon mit einer Radiosonde fotografieren. Ich erwähnte das im Sommer 2008 im Forum der Wetterzentrale. Daraufhin meldete sich bei mir ein ehemaliger Mitarbeiter des DWD in Schleswig und gab mir eine Telefonnummer. Als ich dort anrief, hatte der zuständige Mitarbeiter gerade Urlaub, allerdings erfuhr ich, das dort auch Führungen gemacht werden.

Im September 2008 nahm das Wetterinteresse bei mir etwas ab, da ich mich in dieser Zeit wieder mehr für Astronomie und Elektronik zu interessieren begann. Daher beschloss ich, die Sache mit dem DWD Schleswig im nächsten Sommer in Angriff zu nehmen.

Ende Juni 2009 rief ich erneut an einem Vormittag beim DWD in Schleswig an. Dieses Mal erreichte ich gleich den zuständigen Mitarbeiter. Als ich erwähnte, dass ich mir gerne einmal einen Radiosondenaufstieg ansehen würde, sagte er, ich solle einfach vorbeikommen. Die Radiosondenaufstiege würden immer gegen 10.45 Uhr Weltzeit, also 12.45 Uhr Sommerzeit erfolgen. Ich könnte auch sofort vorbeikommen, nur mußte ich an diesem Tag gleich zur Arbeit und auch die Zeit wäre für die Fahrtstrecke schon zu knapp gewesen. Schließlich bekam ich drei Termine zur Auswahl. Ich entschied mich für Mittwoch, den 8. Juli 2009 und nahm an diesem Tag frei.

Am 8. Juli 2009 gab es zusätzlich eine spannende Wetterlage: Höhentrog mit Höhenkaltluft über ganz Schleswig-Holstein. Als ich am 8. Juli gegen 11 Uhr los fuhr, quellten schon massive Cumuluswolken in die Höhe. Nach Westen hin sah man eine fette Schauerlinie, aus der ein prächtiger Cumulonimbus empor ragte. Daher hielt ich unterwegs vor Gettorf an, um dieses einmalige Szenario zu fotografieren.


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Mächtiger Cumulonimbus am Vormittag vor Gettorf im Westen
© Mario Lehwald


In Gettorf wurde nachgetankt. Der Cumulonimbus kam immer näher und langsam wurde es dunkel im Westen. Hinter Gettorf bot sich ein eindrucksvoller Anblick mit einer sehr dunklen Wand inklusive kontrastreichen Mammatuswolken, wie man es meist von heftigen Sommergewittern her kennt. Also hielt ich nochmals an und machte weitere Fotos.


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Der Cumulonimbus bei weiterer Annäherung bei Gettorf
© Mario Lehwald


Die Straße führte allerdings nicht direkt in den Cumulonimbus hinein, sonderm mehr nördlich an diesem vorbei. Das war auch gut so, denn die Zeit wurde langsam schon etwas knapp für die noch längere Strecke. Trotzdem schauerte es mehrfach auf der Strecke nach Schleswig.


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Blick auf das Hauptgebäude des DWD in Schleswig
© Mario Lehwald


Gegen 12.30 Uhr kam ich in Schleswig beim DWD an. Nach dem Einlass war der zuständige Mitarbeiter, mit dem ich vorher telefoniert habe, schon dabei die Radiosonde zu eichen. Temperatur, Luftdruck und Feuchte am Boden werden der Sonde kurz vor dem Startzeitpunkt mitgeteilt. Dazu wird die Sonde auf eine Station gelegt, die direkt mit dem PC verbunden ist.


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Die Eichung der Radiosonde
© Mario Lehwald


Gleichzeitig wird ein Startprotokoll ausgefüllt, wo neben den eben erwähnten Daten auch Menge und Art der Bewölkung zum Startzeitpunkt eingetragen werden. An diesem Tag war es z. B. bedeckt mit Cumulonimbus, wie der Blick aus dem Fenster auch zeigte.


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Blick nach Norden
© Mario Lehwald


Während des Eichvorganges erwähnte der Mitarbeiter auch, dass ich gerne alles fotografieren könne. Dann zeigte er mir noch das Regal im Nebenraum, wo die Sonden gelagert werden. Letztlich wird ja jeden Tag eine gebraucht, und so gibt es dort immer einen gewissen Vorrat an Radiosonden. Auch warf ich kurz einen Blick in das Büro nebenan, wo der für die Wettermeldungen zuständige Mitarbeiter saß und weiterhin ein schöner Barograf sowie ein Quecksilberbarometer standen. Von dort führte eine Tür nach draußen auf eine Art Balkon, wo ich einige Fotos machte u. a. auch vom aktuellen Himmelsbild. Die Cumulonimben lagen wirklich dicht an dicht. Soviele auf einmal hab ich selten gesehen.


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Über Schleswig lag ein Cumulonimbus neben dem anderen
© Mario Lehwald


Dann donnert es draußen. Aber es half nichts: Gegen 12.40 Uhr meldete der PC, dass der der Eichvorgang beendet ist. Der Start der Sonde muß immer zwischen 10.45 Uhr und 11.45 Uhr Weltzeit erfolgen (12.45 Uhr und 13.45 Uhr Sommerzeit). Denn nur für diesen Zeitraum gibt es eine Startfreigabe von der Flugsicherung. Auch sollte der Start möglichst pünktlich erfolgen, denn dieser ist weltweit nachprüfbar.


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So sieht die kleine Radiosonde aus
© Mario Lehwald


Also holte der Mitarbeiter die Rolle mit dem Befestigungsband, nahm die geeichte Sonde und ging dann kurz in den Keller, um den Ballon zu holen. Ich ging zur Füllhalle, wo wir uns kurz darauf wieder trafen. Dort begann es erneut zu schauern.


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Die Füllhalle
© Mario Lehwald


In der Füllhalle wird der Ballon auf den V-förmigen Tisch gelegt und an den Gashahn angeschlossen. Gefüllt wird mit Helium. Der explosive Wasserstoff wird seit einiger Zeit nicht mehr verwendet. Langsam wurde der Ballon größer und größer. Nachdem er etwa 1,5 Meter groß ist, wird der Auftrieb des Ballons so stark, dass er das Gasventil nach oben zieht, wodurch es sich schließt. Der Ballon ist nun fertig und kann fest zugebunden werden.


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Die Füllung des Ballons mit Helium
© Mario Lehwald


An dem Ballon wird die Rolle mit etwa 20 Meter aufgewickeltem Band und der Sonde angehängt. Während der Ballon steigt, wickelt sich das Band automatisch von der Rolle ab. Die Sonde muß einen Abstand von etwa 20 Metern zum Ballon haben, damit sich der Ballon nicht durch Vereisung oder seinem Windwiderstand auf die Meßdaten der Sonde auswirkt. Der Ballon selbst sollte bei diesen Arbeitsvorgängen keinesfalls berührt werden, da er sonst später zu früh platzen könnte. Er wird also nur unten an der zugebundenen Öffnung angefaßt.


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Der fertig gefüllte Ballon
© Mario Lehwald


Anschließend nahm der Mitarbeiter den Ballon ging damit vor die Hallentür. Hier wird er losgelassen und steigt anschließend rasch auf. Und das ging wirklich sehr schnell! Der Ballon driftete nach Südosten ab und steuerte auf eine tiefe Fractuswolke zu. Da es wieder erneut zu regnen begann, machte ich nur einige Bilder und dann gingen wir wieder in das Hauptgebäude. Den Ballon konnte man einige Minuten nach dem Start immer noch als winzigen Punkt Richtung Südosten sehen.


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...und los gehts!
© Mario Lehwald


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Wenige Minuten nach dem Start ist der Ballon immer noch als kleiner Punkt zu sehen.
© Mario Lehwald


An diesem Tag war es recht windstill. Bei Sturm oder Orkan ist der Start dagegen schwierig, so dass der Start dann manchmal nicht funktioniert. In diesem Fall muß gleich danach ein Ersatzballon gestartet werden, da das Startfenster von einer Stunde immer eingehalten muß!

Im Hauptgebäude konnte man am Bildschirm Position, Höhe und die Daten der aufsteigenden Sonde verfolgen. Die Position wird per GPS verfolgt. Per Mausklick kann man die vertikale Abdriftung der Sonde vom Startpunkt als Grafik sehen. Nach einiger Zeit war die Sonde auf der 500 hPa Druckfläche angekommen, die in etwa 5,5 Kilometern Höhe liegt und wo die Temperatur an diesem Tag bei -20 Grad lag.

In Schleswig werden auch noch drei weitere Radiosondenaufstiege überwacht, und zwar von Essen, Stuttgart und München. Für jeden dieser drei Orte gibt es einen extra Monitor, wo man den Aufstieg genau verfolgen kann.

Der Ballon selbst dringt bis in die Stratosphäre vor, wo er dann irgendwann platzt. Hier ist er doppelt so groß wie zum Startzeitpunkt und hat einen Durchmesser von etwa 3 Metern. Spätestens bei einem Umgebungsluftdruck von einigen hPa platzt der Ballon. Im Ballon befindet sich ein kleiner Fallschirm, der freiliegt und aufgeht, sobald der Ballon geplatzt ist. Auf dem Bildschirm sieht man das daran, dass die Werte des Luftdrucks nicht mehr ab, sondern wieder zunehmen, da die Sonde auch während des Falls Daten überträgt.

Die Sonden kommen am Fallschirm irgendwo herunter, im Feld oder auch in der Ostsee. Der Mitarbeiter des DWD erzählte mir, dass er schon zweimal solche Sonden am Ostseestrand angespült gefunden hat. Die heruntergefallenen Sonden lassen sich aber nicht wieder verwerten, da die Aufbereitung zu aufwendig / teuer ist.



Das Messfeld

Während die Radiosonde aufstieg, konnte ich mir draußen die aufgestellten Meßinstrumente ansehen. Zwischendurch zog abermals ein starker Schauer heran und so mußte ich das einmal unterbrechen. Die Cumulonimben lagen weiterhin sehr dicht aneinander und so machte ich auch davon noch einige Bilder.


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Blick auf das Meßfeld
© Mario Lehwald


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Meßgeräte zur Messung des Niederschlags
© Mario Lehwald


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Niederschlagsschreiber (links) und -messer (rechts) nach Hellmann
© Mario Lehwald


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Niederschlagswaage (links) und -sensor (rechts)
© Mario Lehwald


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Niederschlagsauffangbehälter für Radioaktivitätsmessungen
© Mario Lehwald


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Meßgeräte zur Bestimmung der Wolkenhöhe und der Fernsicht
© Mario Lehwald


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Laser zur Bestimmung der Sichtweite (links)
Ceilograph zur Bestimmung der Wolkenhöhe (rechts)

© Mario Lehwald


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Wetterhütte mit verschiedenen Thermometern
© Mario Lehwald


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Quecksilberthermometer zur Bestimmung der Erdbodentemperatur (links)
Alkoholthermometer zur Bestimmung der Temperatur 5 cm über dem Erdboden (rechts)

© Mario Lehwald


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Sensoren zur Bestimmung der Erdbodentemperatur
© Mario Lehwald


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Ein erneuter kräftiger Schauer zwang zur Unterbrechung
© Mario Lehwald


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Windmast mit Anenometer in 10 Metern Höhe
© Mario Lehwald


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Sensoren zur Bestimmung der Luft- und Feuchtetemperatur 2 Meter über dem Erdboden
© Mario Lehwald


Nach dem Ansehen der Meßinstrumente ging auch der Radiosondenaufstieg seinem Ende entgegen und damit auch mein Besuch beim DWD in Schleswig. Ich nahm noch einiges von dem angebotenen Infomaterial mit, welches unten im Hauptgebäude ausliegt und dann gings langsam zurück. Es donnerte bereits wieder und von Westen zog ein weiter sich entwickelnder Cumulonimbus heran, den ich wenig später in Begleitung eines starken Schauers durchfuhr.


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Kurz vor der Rückfahrt - ein neuer Cumulonimbus zieht mit Donner heran
© Mario Lehwald

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