Ein Low Level Jet ist ein Windmaximum in der unteren Troposphäre zwischen 1000 und 2000 Metern Höhe. Man bezeichnet ihn auch als niedrigen Strahlstrom oder Grenzschichtstrahlstrom.
Der Begriff Low Level Jet wird allerdings etwas unterschiedlich gedeutet. Manchmal wird er auch für ein Windmaximum zwischen 2000 und 5000 Metern Höhe benutzt. Korrekterweise wird er aber eher auf ein Windmaximum in der unteren Troposphäre, also zwischen 1000 und 2000 Metern Höhe, angewendet.
Der Low Level Jet wird im Gegensatz zum normalen Jet von der Reibung der Erdoberfläche beeinflußt. Je flacher diese ist, desto stärker kann er wehen. Man kann ihn z. B. ganz gut in den Diagrammen der Radiosondenaufstiege an einem zwischen 1000 und 2000 Metern Höhe ausgeprägten Windmaximum sehen.
Bei Konvektion (Schauer und Gewitter) können Teile des Windes des Low Level Jets bis zum Erdboden gelangen (heruntergemischt werden). Weiterhin spielt der Low Level Jet eine große Rolle bei Gewitterlagen. Sein Vorhandensein begünstigt z. B. die Entstehung von Böenlinien und sogenannten Bogenechos auf dem Radar. Auch bei der Tornadoentwicklung spielt er eine Rolle.
Am 24. September 2007 konnte man im Diagramm des Radiosondenaufstiegs Schleswig ein Windmaximum von 50 Knoten in etwa 2000 Meter Höhe sehen. Abends zog aus Nordwesten vor einer Kaltfront hoher Stratocumulus heran, der ungewöhnlich aussah, eher nach veränderlichen Altocumulus. Das genauere Hinsehen sowie die Wolkenhöhenangaben nahe gelegener Wetterstationen bestätigten, das es sich um Wolken auf etwa 2000 Meter Höhe handelte. Der Low Level Jet gab diesen ein zerissenes Aussehen, teilweise mit lenticularisähnlichen Bildungen.
© M. Lehwald
Eine andere Art von Low Level Jet entsteht nachts, wenn sich die bodennahe Luftschicht durch Ausstrahlung stark abkühlt. Es bildet sich in Bodennähe eine Kaltluftschicht mit einer Inversion in 50 oder einigen 100 Metern darüber. Da die wärmere Luft oberhalb der Inversion aber nicht in die kältere Luft darunter absinken kann, wird der Wind quasi von der Kaltluftschicht am Boden abgekoppelt. Oberhalb der Inversion nimmt der Wind rasch zu. Auch ist die Reibung des Windes an der Grenze zur darunterliegenden Kaltluftschicht deutlich geringer als z. B. an der Erdoberfläche.
Man bezeichnet das auch als Nocturnal Jet oder nächtlichen Genzschichtwind, da dieses Phänomen nachts auftritt.