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Orkantief »Lothar« vom 26.12.1999


Das Orkantief »Lothar« war im Binnenland der wohl heftigsten Orkan seit der Wetteraufzeichnung überhaupt. Windgeschwindigkeiten von über 190 fegten über Frankreich und Süddeutschland hinweg!!



Entwicklung des Orkantiefs im Satellitenbild (MET, IR)

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25.12.99, 18.00 UT
An der Polarfront, die südlich von Irland verläuft, entsteht eine Verdickung im Wolkenband, auch »Welle« genannt.
26.12.99, 00.00 UT
Die Welle hat sich völlig überraschend zu einem kräftigen Sturmtief über England weiter entwickelt.
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26.12.99, 06.00 UT
Jetzt hat sich das Sturmtief zu einem Orkantief vertieft und liegt über Frankreich.
26.12.99, 12.00 UT
Das Orkantief vertieft sich noch weiter und zieht mit seinem Kern Richtung Rheinland-Pfalz.
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26.12.99, 18.00 UT
Das Orkantief erreicht Ostbayern und beginnt sich langsam abzuschwächen.
27.12.99, 00.00 UT
Das Orkantief löst sich jetzt gänzlich über Osteuropa auf.

Quelle der Satellitenbilder: Wetterzentrale
Bearbeitung: Mario Lehwald



Die Prognose ein paar Tage vorher
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Prognose 25.12.99, 12.00 UT
Eine Welle (Anfang eines Tiefs) entsteht weit westlich der Biskaya auf dem Atlantik. Der Kerndruck dieses jungen Tiefs sollte zu diesem Zeitpunkt bei 1004 hPa liegen.


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Prognose 25.12.99, 18.00 UT
Die Welle entwickelt sich weiter und zieht rasch in die Biskaya, wo sie am 25.12.99 um 19.00 MEZ mit einem Kerndruck von 1000 hPa liegen sollte.


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Prognose 26.12.99, 00.00 UT
Die Welle sollte sich zu einem Randtief weiter entwickeln. Am Mittag des 26.12. sollte dieses Randtief mit einem Kerndruck von ca. 992 hPa über Nordwestfrankreich liegen.


Quelle der Karten: Wetterzentrale
Bearbeitung: Mario Lehwald



Und das passierte wirklich
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Analyse vom 25.12.99, 12.00 UT

Die Welle liegt draussen auf dem Atlantik schon erheblich stärker entwickelt, als prognostiziert:

Der Kerndruck ist schon jetzt am 25.12.99 um 13.00 MEZ mit 996 hPa schon fast so niedrig, wie es für das Randtief am 26.12.99 um 13.00 MEZ, also erst nach 24 Stunden prognostiziert war! (992 hPa)

Bei den Hobbymeteorologen begann am Abend im Chat der Wetterzentrale Karlsruhe eine interessante Diskussion darüber, dass sich das Tief auf jeden Fall erheblich stärker entwickeln würde als angenommen. Da ich zu diesem Zeitpunkt nicht zu Hause war, konnte ich an dieser Runde nicht teilnehmen.


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Analyse vom 26.12.99, 00.00 UT

Die Welle ist rasch weiter nach Nordwestfrankreich gezogen und hat sich stark vertieft. Der Kerndruck ist jetzt mit 984 hPa schon erheblich tiefer, als er in 12 Stunden eigentlich sein sollte (992 hPa am 26.12.99 um 13.00 MEZ!)


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Analyse vom 26.12.99, 06.00 UT

Am Mittag des 26.12.99 fiel mir hier bei uns Kiel beim Blick nach draussen auf, dass plötzlich alles weiß war: es schneite!!! Dann habe ich sofort die aktuelle Bodendruckanalyse-Karte aus der Wetterzentrale heruntergeladen - und glaubte zunächst gar nicht, was ich da sah:

Ein Orkantief mit einem Kerndruck von 962 hPa liegt über Nordfrankreich!!! Der Isobarenabstand um den Kern herum ist sehr gering, daher überschreiten die Windgeschwindigkeiten in diesem Bereich die Stärke 12 erheblich!!


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Analyse vom 26.12.99, 12.00 UT

Lothar erreicht Deutschland! Aber der Druckgradient wird langsam schwächer, die Isobarenabstände um den Kern herum sind nicht mehr so eng, wie auf der vorherigen Karte.


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Analyse vom 26.12.99, 18.00 UT

Lothar hat Bayern überquert und zieht weiter nach Osten. Das Orkantief hat sich deutlich abgeschwächt, und die Iosbarendichte stark abgenommen. Weiterhin ist auffällig, dass das Tief gar keine umschlossene Isobare um den Kern herum besitzt. Lothar hat sich in der Nacht weiter abgeschwächt und dann rasch aufgelöst.


Quelle der Karten: Wetterzentrale
Bearbeitung: Mario Lehwald



Und noch einmal: Lothar in »Groß«!

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Lothar im Satellitenbild am 26.12.99 um 04.00 UT

Quelle des Satellitenbildes: Wetterzentrale


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Lothar in der Bodenkarte am 26.12.99 um 06.00 UT

Quelle der Karte: Wetterzentrale
Bearbeitung: Mario Lehwald



Der schwerste Orkan im Binnenland seit der Wetteraufzeichnung!

Lothar wütete am Mittag in Frankreich mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 172 km/h!!! Dabei kam es zu schweren Schäden und verwüstungen. In Frankreich hatte der Orkan wohl am schwersten gewütet.

Am Nachmittag erreichte Lothar das mittlere und südliche Deutschland. Auch hier gab überall schwere verwüstungen: Bäume und Strommasten knickten um wie Streichhölzer, Autos, Wohnwagen und Baukräne wurden umgeworfen, Dächer abgedeckt und Verkehrsschilder flogen durch die Luft. Die Windgeschwindigkeiten erreichten in Stuttgart 155 km/h, in Karlsruhe 180 km/h und auf dem Feldberg bei Stuttgart wurden 215 km/h gemessen! Das ist die höchste, jemals in Deutschland gemessene Windgeschwindigkeit!! In Baden-Würtemberg wurden die Leute aufgefordert, ihre Häuser möglichst nicht zu verlassen, da durch die herumfligenden Trümmer Lebensgefahr besteht. Viele der von Rundfunk und Presse Befragten sagten, dass sie so eine Gewalt noch nie erlebt hätten. Insgesamt kamen bei dem schweren Unwetter über 50 Menschen ums Leben. Am späten Nachmittag erreichte Lothar dann Bayern und schwächte sich am Abend langsam wieder ab, wobei er weiter nach Osten zog.



Warum wurde Lothar nicht rechtzeitig erkannt?

Das dieses Orkantief erst sehr spät richtig erkannt wurde, liegt an der Genauigkeit der Rechenmodelle. Die Prognosekarten der Wetterdienste können nicht in einer beliebig feinen Auflösung erstellt werden, denn hier wird auch durch die begrenzte Anzahl von Stationsmeldungen eine Grenze gesetzt. Kleinere Tiefs, wie z. B. das Orkantief Lothar, werden von diesen Modellen daher manchmal nicht richtig aufgelöst. Das war auch beim Orkantief Lothar der Fall. Aus diesem Grund konnte es nicht rechtzeitig prognostiziert werden.

© Copyright: 1998-2024 Mario Lehwald
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