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Kleines Randsturmtief am 27. April 2003


In der Nacht auf den 27. April 2003 zog ein kräftiges Sturmfeld mit schweren Sturmböen über Schleswig-Holstein hinweg. Der Sturm kam in dieser Heftigkeit überrraschend und war so nicht vorhergesagt.



Es kam überraschend!

Am Samstag, dem 26. April lag ein Tief knapp nordwestlich von Irland. Am Okklusionspunkt hatte sich am Nachmittag ein Teiltief entwickelt, das am Abend über Norddeutschland lag.


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Analyse vom 26.04.03, 18.00 UT

Quelle der Karte: Wetterzentrale


Nach den GFS-Karten sollte der Kerndruck des Tiefs um 0 Uhr MESZ etwa 1000 hPa betragen mit einer Kernentwicklung (abgeschlossene Isobare). Auffällig war, dass der Kerndruck am Abend um 21 Uhr MESZ bereits bei 997 hPa lag und sich ein abgeschlossener Kern zu entwickeln begann! Jörg Kachelmann hatte zu diesem Zeitpunkt bereits gewarnt, das in der Nacht auf den 27. April in Hamburg und Schleswig-Holstein orkanartige Böen möglich seien!

Am Nachmittag und Abend war ich auf dem Aschberg-Teleskoptreffen. Daher habe ich dort von der Entwicklung mangels Internet und Karten nichts mitbekommen. Da am Nachmittag und Abend der Tiefkern über Schleswig-Holstein lag, gab es auch kaum Wind. Es war völlig bedeckt mit zeitweiligen leichten Regen. Für ein Teleskoptreffen überhaupt kein gutes Wetter.

Um Mitternacht hatte das kleine Tief einen abgeschlossenen Kern entwickelt. Der Kerndruck lag bei 995 hPa und war damit 5 hPa tiefer als vorhergesagt! Über der Nordsee hatte sich aufgrund dieser Entwicklung ein kleiner Hochkeil aufgewölbt. Im Randbereich des kleinen Sturmtiefs begann zunächst an der Westküste der Sturm.

Kurz nach Mitternacht, als ich vom Teleskoptreffen wieder nach Hause gekommen war, kam auch Schleswig-Holstein in den Randbereich des Tiefkerns und der Sturm brach los. Am Leuchtturm Kiel wurden Böen bis 100 km/h gemessen, was Windstärke 10 entspricht. Auf dem Camp des Teleskoptreffens wurden zahlreiche Zelte beschädigt und einige flogen gänzlich weg.

Um 2 Uhr MESZ lag der Kern mit einem Kerndruck von 992 hPa im Bereich der westlichen Ostsee.


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Analyse vom 27.04.03, 00.00 UT

Quelle der Karte: Wetterzentrale


Am Morgen des 27. April 2003 um 6 Uhr war der Kern nach Südschweden abgezogen. Der Kerndruck lag zu dieser Zeit bei 991 hPa.


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Analyse vom 27.04.03, 06.00 UT

Quelle der Karte: Wetterzentrale


Am Nachmittag fuhr ich nochmals auf dem Aschberg. Das Teleskoptreffen war bereits beendet und niemand mehr dort. Der Himmel war mit Cumulus und Stratocumulus bedeckt, die mit den immer noch starken Westwind rasch über den Himmel zogen, wie die folgenden zwei Bilder zeigen.


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Nach dem Sturm in der Nacht auf dem Aschberg
© Mario Lehwald


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Nach dem Sturm in der Nacht auf dem Aschberg
© Mario Lehwald


Auf der Rückfahrt vom Aschberg nach Hause machte ich noch einen Abstecher zum Bülker Leuchtturm. Hier bot sich das gleiche Bild: Cumulus und Stratocumulus, die rasch aus Westen über den Himmel zogen.


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Nach dem Sturm in der Nacht am Bülker Leuchtturm
© Mario Lehwald

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