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Seewind


Seewinde sind lokale Winde, die im Sommerhalbjahr bei klarem Wetter an Meeresküsten auftreten. Durch die Sonneneinstrahlung erwärmt sich das Land erheblich schneller als das Wasser, das recht träge reagiert. Über dem aufgeheizten Land steigen schon am Vormittag die erwärmten Luftmassen auf. Von der See her strömt kühlere Luft heran und gleicht den Masseverlust über Land wieder aus: Seewind kommt auf! Da die sogenannte Corioliskraft, die durch die rotierende Erde ensteht und strömende Luftmassen ablenkt, auf so kleine Distanzen noch nicht zum Tragen kommt, gleichen sich die Luftmassen auf direktem Wege aus. Es bildet sich ein Kreislauf, wo die Luftmassen in Bodennähe von der See zum Land strömen und in der Höhe vom Land zur See.


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Cumuluswolken entstehen an warmen Sommertagen
überwiegend über dem Festland - die See bleibt dagegen meist wolkenfrei
© Mario Lehwald


Seewind kann nur bei sehr windschwachen Schöwetterlagen entstehen, wenn kaum ein Windeinfluß durch die Großwetterlage vorhanden ist. Das ist nur bei sehr schwachen Druckgradienten der Fall, d. h. bei relativ großem Isobarenabstand über diesem Gebiet. Weiterhin muß die Sonne die küstennahen Landregionen stark aufheizen können; es darf also keine Wolkendecke vorhanden sein. Seewind bildet sich nicht aus, wenn am Vormittag eine Wolkendecke die Aufheizung der Landmassen verhindert.

Am Vormittag tritt der Seewind zunächst unmittelbar an der Küste auf und dringt im Tagesverlauf dann weiter ins Binnenland vor. Durch die starke Aufheizung bilden sich schon am Vormittag kleine Cumuluswolken über dem Land. Da sich das Wasser aber kaum erwärmt bleibt die Wolkenbildung über dem Meer aus oder ist nur sehr schwach. Häufig entwickelt sich am Vormittag die sogenannte Seewindfront. Das ist die Zone, in der der Seewind mit dem »normalen« Wind auf dem Land zusammentrifft. Hier kommt es zu verstärkten Aufwinden wodurch auch die Wolkenentwicklung kräftiger ausfällt. Daher ist die Seewindfront meist als eine bis 500 Meter breite Linie von Cumuluswolken sichtbar. Diese schiebt sich im Tagesverlauf immer weiter in Landesinnere und kann am Nachmittag bis zu 50 Kilometer landeinwärts vorgedrungen sein.


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Seewindzirkulation
© Mario Lehwald


Häufig kommt es vor, dass die Richtung des Gradientwindes durch den Seewind stark verändert wird. Wehen Seewind und Gradientwind aus der gleichen Richtung, so verstärken sie sich - der tatsächliche Wind weht stärker. Wehen Gradientwind und Seewind dagegen aus entgegengesetzter Richtung, so wird der Gradientwind durch den Seewind abgeschwächst oder sogar ganz umgekehrt.

Am Abend kühlt sich das Land rasch ab, während das Wasser recht träge reagiert und sich kaum abkühlt. Am späten Nachmittag nimmt der Seewind langsam ab und mit dem Einbruch der Nacht kehrt sich dieser Kreislauf um: Nun steigt die etwas wärmere Luft über dem Meer auf während kühlere vom Land nachströmt. Dieser sogenannte Landwind weht stets vom Land zum Meer. Da aber diese Temperaturunterschiede bei uns meist nur sehr schwach ausgeprägt sind, ist der Landwind hier kaum zu spüren.

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