Über den Meergebieten im Bereich des Nordpols entstehen auf der kalten Seite der Polarfront hin und wieder kleine aber intensive Tiefdruckgebiete, die vom Aussehen her Ähnlichkeit mit tropischen Wirbelstürmen haben. Man nennt diese Polartiefs oder Polar Lows. Manchmal bilden sie sogar ein wolkenfreies Auge aus. Polartiefs haben einen Durchmesser von einigen Hundert Kilometern. Sie entwickeln sich rasch und haben eine Lebensdauer von 1 oder 2 Tagen. Polartiefs sind schwer vorherzusagen, weil in der Polregion zu wenig Meßdaten existieren.
Polartiefs entstehen auf der kalten Seite der Polarfront im Bereich sehr kalter Höhenkaltluft. Oftmals bilden sich Polartiefs, wenn die sehr kalte Luft über wärmeres Meerwasser strömt. Die bisherigen Untersuchungen deuten in nördlichen Breiten auf eine Entstehung der Polartiefs in Zusammenhang mit einem Höhentrog oder Kaltlufttropfen (abgeschlossenes Höhentief) hin. Auch fand man heraus, dass ihre Entstehung nicht das Ergebnis von thermischer, sondern von barokliner Instabilität ist.
Wird sehr höhenkalte Luft über (relativ) warmes Meerwasser geführt, wird die Luftmasse labil und es kommt zur Entwicklung hochreichender Konvektion. Polartiefs können aber auch das nördliche Mitteleuropa, wie z. B. England, Norwegen, Dänemark oder Norddeutschland erreichen. Sie bringen den betreffenden Gebieten dann intensive Schneefälle. Oft sind sie mit kräftigen Winden verbunden.
Polartief am 12. Dezember 1982
an der nordwestnorwegischen Küste
Polartief am 1. März 1984
an der norwegischen Westküste
Polartief am 27. Februar 1987
an der nordwestnorwegischen Küste
Quelle: NOAA quicklooks from NEODAAS/University of Dundee