Cumuluswolken entstehen durch Konvektion, also durch die Erwärmung der Erdoberfläche durch die Sonneneinstrahlung, wodurch einzelne Luftpakete vom Erdboden aufsteigen, bis zum Kondensationsniveau vordringen und dort die weißen Cumuluswolken bilden, wie es genauer hier beschrieben ist.
Besonders hier an der Ostseeküste kann man an Sommertagen fast täglich sehr gut sehen, dass die Cumuluswolken fast nur über dem Festland und nicht über dem Meer entstehen: Nach Osten, zur Ostsee hin, ist der Himmel an sonnigen Sommertagen immer frei von Cumuluswolken, während nach Westen Richtung Binnenland die Cumuluswolken rasch größer und zahlreicher werden!
Wolkengrenze an der Ostseeküste (21.06.2010)
Nach links Richtung Ostsee sind keine Cumuluswolken mehr vorhanden.
© Mario Lehwald
Der Grund dafür liegt an der unterschiedlichen Wämespeicherkapazität von Land und Wasser. Der Erdboden erwärmt sich mit aufsteigender Sonne rasch, wodurch warme Luft vom Erdboden aufsteigen kann (Konvektion). Das Wasser der Meere erwärmt sich dagegen nur sehr langsam, weshalb es meist deutlich kühler ist als das Land. Meist wird über dem Meer nicht die Auslösetemperatur erreicht, die nötig ist, damit vom Erdboden aufsteigende Luftpakete das Kondensationsniveau erreichen können. In diesem Fall bleibt die Bildung von Cumuluswolken über dem Meer völlig aus, was man auch sehr gut auf den Satellitenbildern sehen kann!
Die Situation von oben an der Ostsee (21.06.2010)
Über dem Meer ist der Himmel komplett frei von Cumuluswolken!
© Mario Lehwald
Blick von der Ostseeküste Richtung Binnenland (21.06.2010)
Man sieht zum Horizont hin eine Reihe von Cumuluswolken.
© Mario Lehwald
Im Binnenland (21.06.2010)
Hier sind überall Cumuluswolken am Himmel.
© Mario Lehwald
Dieses Phänomen tritt meistens bis in die Zeit des Hochsommers auf. Es gilt allerdings nur bei rein thermischer Wolkenbildung durch die Sonneneinstrahlung an Sommertagen. Sind gleichzeitig dynamische Prozesse mit im Spiel wie z. B. Fronten, Höhentröge usw. hat man die entsprechende Bewölkung auch über dem Meer. Allerdings dämpfen die kühleren Meeresoberflächen bis in den Hochsommer hinein die Entwicklung von Cumulus- oder Cumulonimbuswolken, wenn diese vom Festland über das kühlere Meer ziehen.
Anders sieht es dagegen im Spätsommer und Herbst aus, wenn das Meerwasser in der Temperatur seinen Jahreshöchstwert erreicht hat. Dann findet auch über der Meeresoberfläche die Bildung von Cumuluswolken statt, vor allem in labiler Kaltluft! Im Winterhalbjahr, wenn sich die Landmassen stark abkühlen, ist es meist so, dass die Bildung von Cumulus- oder Cumulonimbuswolken über dem Meer deutlich stärker ist und das sie abgeschwächt wird, sobald diese Wolken auf das kältere Festland ziehen.
Mächtige Cumuluswolken über der Ostsee (21.09.2004)
In labiler Kaltluft im Herbst ist sowas keine Seltenheit.
© Mario Lehwald
Seit Tagen lag eine feuchtwarme Luftmasse über Schleswig-Holstein. Am 1. Juli 2009 hat die Feuchte und damit die Gewitterneigung etwas zugenommen. Zunächst der Blick auf das Bodendruckfeld:
Bodendruckfeld am 1. Juli 2009
Quelle der Karte: Wetterzentrale
Über Schleswig-Holstein herrschte am Rande eines Hochs über der Nordsee eine leichte nordöstliche Bodenströmung. Weiter südlich waren kaum noch Druckgegensätze vorhanden. Auch in der Höhe sah es kaum anders aus:
500 hPa am 1. Juli 2009
Quelle der Karte: Wetterzentrale
Über Deutschland gab es kaum Höhenlinien - der Höhenwind fehlte fast völlig. Daher fanden über Deutschland auch kaum Luftmassentransporte statt. Die vor Tagen aus Südosteuropa eingeflossene schwülwarme Luftmasse steckte hier im wahrsten Sinne des Wortes fest.
In dieser schwülen und labilen Luftmasse kam es bereits in den vergangenen Tagen besonders im Osten zur Entwicklung hochreichender Konvektion mit Schauern und Gewittern. Am Mittag des 1. Juli 2009 sah ich Richtung Westen große Cumuluswolken aufquellen:
Aufquellende Cumuluswolken gegen Mittag Richtung Westen
© Mario Lehwald
Nach Osten hin war der Himmel dagegen fast wolkenfrei und es gab keine Cumuluswolken:
Nach Osten sind keine Cumuluswolken vorhanden
© Mario Lehwald
Grund dafür ist wie oben schon gesagt die hier Richtung Osten gelegene Ostsee. Über dem kühlen Wasser findet tagsüber kaum Konvektion statt, während sich das Land durch die Sonneneinstrahlung sehr stark erwärmt und es rasch zur Bildung von Cumuluswolken kommt. Wenig später sah ich von der Innenstadt aus nach Westen Richtung Festland hochreichende Konvektion:
Hochreichende Cumuluswolken über Kiel Richtung Westen
© Mario Lehwald
Nach Osten blieb der Himmel weiterhin frei von Cumuluswolken. Gleichzeitig wehte ein kühler leichter Ostwind - der Seewind. Er war bereits bis zu meinem Standort in Kiel durchgebrochen. Der kühle Seewind sorgte in Bodennähe für eine Stabilisierung und hemmte damit die Bildung von hochreichenden Cumuluswolken. Der über mir Cumuluswolkenfreie Himmel bestätigte das einwandfrei.
Im weiteren Tagesverlauf drang der Seewind immer mehr ins Landesinnere ein. Daraus folgt, das sich auch die Grenze zwischen dem freien Himmel und den hochquellenden Cumuluswolken immer weiter ins Landesinnere verlagern mußte. Wollen mal sehen - die folgende Aufnahme zeigt den Blick nach Westen gegen 14.00 Uhr vom Kieler Stadtrand:
Blick nach Westen gegen 14 Uhr
© Mario Lehwald
Die Wolkengrenze ist tatsächlich weiter nach Westen gerückt! Das folgende Bild, aufgenommen nach Norden vom gleichen Standort, zeigt die ganze Dynamik:
Blick nach Norden gegen 14 Uhr
© Mario Lehwald
Ganz rechts (Osten) ist der Himmel Cumuluswolkenfrei. Nach links hin (Westen) sieht man zunächst kleine Cumuluswolken, die Richtung Festland immer größer werden.