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MCS


Ein MCS (Mesoskaliges konvektives System) ist ein Zusammenschluß von mehreren Gewitterzellen, den man als Cluster bezeichnet. Er hat eine Lebensdauer von mehreren Stunden und von oben gesehen meist eine ovale oder runde Form.

Ein MCS entsteht vor allem bei Gewitterlagen über dem Festland, so auch über Deutschland. Meist ist dies auf der Vorderseite eines Höhentrogs der Fall, wenn mit einer südlichen oder südwestlichen Strömung schwülwarme und labile Luftmassen nach Deutschland geführt werden.

Je nach Windrichtung im mittelhohen Wolkenstockwerk ziehen diese Cluster meist aus Süd oder Südwest heran. Auch Schleswig-Holstein erreichen sie hin und wieder. Oft schwächen sie sich aber im Elbebraum auf ihrem weiteren Weg nach Norden oder Nordosten ab und kommen in Schleswig-Holstein manchmal nur noch mit Regen an. Allerdings nicht immer! Manchmal treffen sie auch hier mit noch hoher Intensität ein.

Beim Durchzug eines MCS kommt es wiederholt und mehrfach hintereinander zu Gewittern. Ist eine Gewitterzelle abgezogen, zieht gleich die nächste heran, und der Niederschlag nimmt wieder rapide zu. Auf der Rückseite des MCS geht der Niederschlag meist in Regen über, der nach dem Durchzug des MCS aufhört. Manchmal bildet sich auf der Vorderseite eines MCS eine Squall-Line aus.

MCS bringen in den Gebieten wo sie durchziehen meist hohe bis sehr hohe Niederschlagsmengen, was lokal zu Überschwemmungen führen kann. Weiterhin treten im Bereich eines MCS oft hohe Blitzraten, Hagel und Sturm- oder sogar Orkanböen auf.

Ein MCS ist sogar imstande, die allgemeine Höhenströmung in seinem Umfeld zu verbiegen. So kommt es manchmal vor, dass einzelne Gewitterzellen in einem MCS nicht mehr mit der großräumigen Strömung ziehen, sondern sich in eine ganz andere Richtung bewegen.



MCC

Ein MCC (Mesoskaliger konvektiver Komplex) ist ein MCS mit größeren Ausmaßen. Sein oberer Teil hat immer eine runde oder nur leicht ovale Form. Ein MCC erreicht seine höchste Intensität normal in der Nacht.

Ein MCC muß bestimmte Kriterien erfüllen, damit er als ein solcher bezeichnet wird. Die Lebensdauer eines MCC beträgt z. B. mindestens 6 Stunden oder mehr. Sein oberer Teil ist immer kreisrund oder nur leicht oval, wobei das Verhältnis zwischen der kürzesten und der längsten Achse nicht unter 0,7 liegt. MCC's kommen meist oft in den Tropen vor.



MCS am 3. Mai 2001

Am 3. Mai 2001 hat sich am Abend auf der Vorderseite eines Höhentrogs im Bereich eines kleinen Gewittertiefs über Niedersachsen ein sehr intensiver MCS gebildet. Dieser zog am Abend nach Hamburg und von dort weiter nach Schleswig-Holstein. Er brachte teilweise recht hohe Blitzraten von über 70 Blitzen pro Minute!


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Bodendruck- und 500 hPa Analyse vom 03.05.2001, 0 Uhr (links) und 04.05.2001, 0 Uhr (rechts).


Auf den folgenden Satellitenbildern zeigt sich der MCS als ein weißes Wolkenoval am rechten Rand der Bilder. Zum besseren Erkennen ist jeweils rechts ein Bild ohne Zeichnung der Gitter- und Landstrukturen eingefügt.


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NOAA vom 03.05.2001 um 17.46 MEZ (rechts ohne Gitternetz)
Der MCS liegt als weißes Wolkenoval über Nordwestdeutschland.


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NOAA vom 03.05.2001 um 20.05 MEZ (rechts ohne Gitternetz)
Der MCS ist deutlich größer geworden.


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NOAA vom 04.05.2001 um 02.47 MEZ (rechts ohne Gitternetz)
Der MCS ist unter Abschwächung über die Ostsee nach Südschweden abgezogen.

Quelle: NOAA quicklooks from NEODAAS/University of Dundee


Am Abend des 3. Mai 2001 fuhr ich zum Bülker Leuchtturm und machte dort einige Fotos vom Aufzug des MCS. Typisch war der aufkommende und sich rasch verdichtende Cirrus mit flockigen und aufquellenden Altocumuluswolken. Das Foto unten zeigt den Blick nach Westen bei untergehender Sonne. Etwas links der Bildmitte erkennt man über dem Horizont eine hoch aufquellende Cumuluswolke, die allerdings etwas schief liegt. Vermutlich handelt es sich schon um einen Cumulonimbus calvus.


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Der aufziehende MCS am Abend des 3. Mai 2001 am Bülker Leuchtturm.


Nachdem ich wieder zu Hause war zog es langsam zu und in der Dämmerung wurden nach Südosten Blitze sichtbar. Nachdem sich die Gewitterzelle im Südosten langsam entfernte, wurden nach Süden und Südwesten neue und sehr häufige Blitze sichtbar, die fast im Sekundentakt flackerten. Es begann fast ununterbrochen zu grummeln, bis die ersten heftigen Böen an der Fahne rissen. Das Grummeln wurde lauter und es begann zu krachen. Dann öffnete der Himmel fast explosionsartig seine Schleusen; Hagel war auch dabei. Man konnte kaum unterscheiden, welcher Blitz zu welchem Donner gehörte. Nach etwa 15 Minuten verlagerte sich die Blitzshow nach Nordosten, die Donner wurden leiser und der Regen flaute zum normalen Starkregen ab. Anschließend regnete es noch längere Zeit mäßig weiter während sich das Gewitter immer weiter entfernte.



MCS am 7. August 2008

Am 7. August 2008 ist über Niedersachsen ein MCS entstanden, der im weiteren Verlauf nach Schleswig-Holstein reinzog. Er war begleitet von Starkregen mit zeitweiligen Wolkenbrüchen sowie zahlreichen und teils kräftigen Entladungen.

Vor diesem MCS hatte sich am Nachmittag eine Superzelle gebildet, die von der Westküste über das nördliche Schleswig-Holstein zur Ostsee zog und Kiel mit ihrem gewaltigen Eisschirm streifte. Danach blieb der Himmel bedeckt. Zerrissene und aufquellende tiefe Wolken waren unter der mittelhohen Wolkendecke zu sehen. Es regnete bereits schon leicht. Nach und nach wurde es nach Süden und Südwesten immer dunkler und die ersten Blitze waren zu sehen.


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Im Vorfeld stark quellende Cumuluswolken und aufziehende hohe Cirrusbewölkung (links), die sich rasch verdichtet (rechts).


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Unter der dichten hohen und mittelhohen Wolkendecke (Eisschirm) ziehen tiefere, teilweise quellende und zerrissene Wolken heran.


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Spätestens jetzt hört man das erste Grummeln oder sieht am Horizont die ersten Blitze flackern.


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In der Richtung aus der der MCS heranzieht, wird es immer dunkler.


Wenig später nach dem letzten Foto kamen die Entladungen näher und starke Böen auf. Der Regen wurde stärker und steigerte sich zum Wolkenbruch. Nach 10 Minuten nahm er wieder ab, aber es gab weiterhin nahe und kräftige Entladungen. Dann wurde es von Südwesten wieder dunkler und der zweite Wolkenbruch legte los. Anschließend nahm der Regen wieder ab, aber es regnete weiterhin kräftig in Begleitung von einzelnen Entladungen, was etwa 2 Stunden so weiter ging.



Randbereich eines alten MCS am 21. Juli 2014

In der Nacht auf den 21. Juli 2014 zog ein sich abschwächender MCS aus Südosten heran und streifte das östliche Schleswig-Holstein. In der Nacht waren nach Südwesten Blitze zu sehen gewesen, die aber gegen Morgen aufhörten. Kurz vor Sonnenaufgang konnte man die scharfe Wolkengrenze nach Osten im Randbereich des MCS sehen.


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Blick nach Osten (links) und nach Norden (rechts).

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