Bei dem Orkantief »Christian« handelte es sich um eine Shapiro-Keyser Zyklone. Bei dieser Form der Zyklone entwickelt sich keine Okklusionsfront. Die Kaltfront erreicht die Warmfront nicht und stattdessen dreht sich die Warmfront um den Tiefkern herum. In dem Bereich hinter der Kaltfront und der eingedrehten Warmfront liegt der Dryslot, ein schmales Gebiet mit besonders in der mittelhohen Tropophäre sehr trockener Luft, das für Wolkenauflösungen sorgt.
Die sich um den Tiefkern wickelnde Warmfront dringt langsam in das Gebiet des Dryslots ein. Der Niederschlag verdunstet in der trockenen Luft, wobei diese sich abkühlt. Die abgekühlte Warmluft wird nach unten beschleunigt. Durch diese Abwinde können Teile des Höhenwindes bis zur Oberfläche verfrachtet werden. In dem Gebiet zwischen der Kaltfrontrückseite und der sich um den Tiefkern wickelnden Warmfront bildet sich der sogenannte Sting Jet aus. Im Bereich des Sting-Jets können erheblich höhere Windgeschwindigkeiten auftreten, als es normalerweise vom Druckgradienten her möglich wäre.
27.10.13, 03.56 UT (IR)
27.10.13, 21.23 UT (IR)
28.10.13, 11.59 UT (IR)
28.10.13, 11.59 UT (VIS)
28.10.13, 19.22 UT (IR)
29.10.13, 01.53 UT (IR)
Quelle: NOAA quicklooks from NEODAAS/University of Dundee
Analyse vom 27.10.13, 00.00 UT
Analyse vom 27.10.13, 06.00 UT
Analyse vom 27.10.13, 18.00 UT
Analyse vom 28.10.13, 00.00 UT
Analyse vom 28.10.13, 12.00 UT
Analyse vom 28.10.13, 18.00 UT
Analyse vom 29.10.13, 00.00 UT
Analyse vom 29.10.13, 06.00 UT
Quelle der Karten:
Wetterzentrale
Bearbeitung: Mario Lehwald
Aufgrund des Sting-Jets, der genau über Schleswig-Holstein zog, nahm der Wind am Nachmittag rapide zu und die Orkanböen trafen mit voller Wucht die Stadt. Die stärksten Böen wurden an der Nordseeküste gemessen. Helgoland und Borkum hatten Windspitzen von 191 km/h! In Schleswig waren es noch 155 km/h, in Flensburg wurden 133 km/h gemessen und auf dem Flugplatz Hohn 137 km/h.
Am frühen Nachmittag des 28. Oktober 2013 war ein Sturm angekündigt. Ich machte zu Hause einige Fotos von den schnell ziehenden tiefen Wolken und mußte anschließend einige Dinge in der Stadt erledigen.
Kurz vor dem Sting-Jet gegen 14.22 MEZ (Blick nach Westen)
© Mario Lehwald
Kurz vor dem Sting-Jet gegen 14.22 MEZ (Blick nach Norden)
© Mario Lehwald
Bei der Sparkasse in Suchsdorf fiel mir die rapide Zunahme des Windes auf und auf einmal kamen sehr heftige Böen auf. Anschließend gab es etwas in Kiel zu erledigen und auf dem Rückweg nach Hause fielen mir am Marinestützpunkt zahlreiche große Äste auf, die auf der Strasse lagen. Dort begann ich mit den ersten Fotos. An der Kieler Förde herrschte starkes Niedrigwasser und die Sicht auf die freie Ostsee war durch Gischt nicht mehr möglich.
Orkanböen über der Kieler Förde
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Niedrigwasser an der Kieler Förde
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Die ersten Schäden an der Kieler Förde
© Mario Lehwald
Baumschäden an der Kieler Förde
© Mario Lehwald
Nach den ersten Fotos an der Kieler Förde ging es langsam weiter. Im Steenbeker Weg lagen viele Bäume auf dem Gehweg. Mit solchen Schäden habe ich nicht gerechnet, vor allem weil ich durch meine Erledigungen in der Stadt von dem stärksten Teil des Sturmes wenig mitbekommen habe.
Baumschäden am Steenbeker Weg
© Mario Lehwald
Baumschäden am Steenbeker Weg
© Mario Lehwald
Noch immer ist Sturm, wenn auch langsam abnehmend
© Mario Lehwald
Baumschäden am Steenbeker Weg
© Mario Lehwald
Nach dem Essen wurde nicht lange gewartet und eine weitere Fahrt gestartet. Der Sturm hatte mittlerweile wieder abgenommen und in Suchsdorf sah ich weitere Schäden. Auf der Hochbrücke wurden einige Fotos vom Abendhimmel gemacht. Tief im Westen waren flache Schauer-Cumulonimben zu sehen.
Baumschäden in Suchsdorf
© Mario Lehwald
Abendhimmel bei abnehmenden Sturm
© Mario Lehwald
Flache Schauer-Cumulonimben im Nordwesten
© Mario Lehwald
Abendhimmel bei abnehmenden Sturm
© Mario Lehwald
Anschließend ging es weiter über den Kanal. Dort kamen aus Westen tiefe Stratocumuluswolken herangezogen, die rasch den Himmel überzogen.
Stratocumulus am Abend nördlich von Kiel
© Mario Lehwald